Arten des Jahres
Moor-Birke – Baum des Jahres 2023
Die bei uns häufige Moor-Birke wurde aus dem Grund ausgewählt, um auf die Bedeutung der Moore aufmerksam zu machen.
Die Gattung der Birken umfasst etwa 40 sommergrüne Baum- und Straucharten, die fast ausschließlich in der nördlichen gemäßigten Zone verbreitet sind. Zwei davon sind in unseren Breiten heimisch: die Hänge-, Sand-, Weiß- oder Gewöhnliche Birke und der Baum des Jahres, die Moor-Birke.
Während die erste Art, wie es der eine deutsche Name sagt, auf trockenen, mageren Böden wächst, braucht die Moor-Birke feuchteren Untergrund. Sie ist stark kälteresistent und bildet im Norden sowohl die obere Baumgrenze im Gebirge, als auch die nördliche in der Tundra. Die Moor-Birke bestockt recht schnell Torfmoosmoore, wenn in diesen Wasser fehlt. Durch den eigenen starken Wasserverbrauch kommt es zunehmend zu Wasserverlust auf diesen Standorten. Kurzzeitigen Wasseranstieg überstehen die Birken gut, d. h. will man ein Moor renaturieren, ist dauerhafter Anstau notwendig, um einen Birkenaufwuchs zurück zu drängen.
Junge Blätter und die Zweige der Moor-Birke sind behaart, während die der Hänge-Birke glatt sind, ihre Blätter glänzen und die Zweige sind warzig. In dem Namen Hänge-B. steckt ein weiterer Unterschied, der die Baumgestalt in ihrer Gesamtheit betrifft. Die Zweige und Äste, der gesamte Wipfel hängt über, während bei der Moor-Birke Zweige und Äste nach oben gerichtet sind, also nicht überhängen, so auch der Wipfel nicht. Die helle Borke, die für einige Birken- Arten typisch ist, fällt schon von weitem auf. Die Stämme vieler anderer Baumarten haben oft eine dunkle Borke in verschiedenen Brauntönen.
Die Moor-Birke aus forstwirtschaftlicher Sicht
Die Moor-Birke hat sich ihren Ruf als „Baum des Jahres 2023” redlich verdient: Als nördlichster Baum Europas ist die Pionierbaumart darauf spezialisiert, sich in neuen Lebensräumen anzusiedeln. Seit Ende der letzten Eiszeit vor rund 12.000 Jahren gelang ihr die Verbreitung aus mitteleuropäischem Raum in alpine Gegenden. Dort ist die Baumart, die auch als Besen- oder Haarbirke bezeichnet wird, seitdem in sauren, feuchten und kalkarmen Böden vorzufinden. In Deutschland betrifft das Moor-, Sumpf- oder Auwälder.
Oft wird die Moor-Birke fälschlicherweise mit der Sand-Birke verwechselt, obwohl spezifische Unterschiede erkennbar sind: So lässt sich beispielsweise eine Behaarung der Triebe ertasten, wohingegen die Harzdrüsen der Sand-Birke zu einer klebrigen, rauen Oberfläche führen. Moor-Birken sind auf Licht angewiesen, die weiße, sich schichtweise regelmäßig ablösende Rinde ist durch den Farbstoff Betulin wasserdicht.
Mit einer Lebenserwartung von bis zu 120 Jahren ist die Moor-Birke zudem äußerst robust, was Kältefaktoren anbelangt. Durch das aus Stärke gewonnene Öl, das Wärme erzeugt, verträgt sie Temperaturen von unter –40 Grad Celsius. Ihr Jugendwachstum beträgt rund einen Meter pro Jahr, schlussendlich kann die Moor-Birke eine stolze Größe von 30 Metern erreichen. Blühen sieht man sie das erste Mal im Alter von zehn Jahren – im Frühling treten Kätzchenblüten aus den Zweigen hervor, bei denen die männlichen circa fünf Millionen Pollen enthalten, die bis zu 2.000 Kilometer weit fliegen können.
Waldbaulich gesehen sind Birken Weichlaubhölzer, was irreführend ist, da sie mit ihrer Rohdichte von 0,5 bis 0,8 Gramm pro Kubikzentimeter vielmehr den Harthölzern zuzuordnen sind. Durch Rindenporen oder Winkelnarben lässt sich die Lebensgeschichte herausfinden.